Donnerstag, 15. Oktober 2015

Wie ich HVT wurde.


Ich sitze in meinem Panzer Type 99 MBT. Ich muss schon sieben oder acht amerikanische Soldaten erledigt haben. Vielleicht sogar einen ihrer Panzer. So genau weiss ich das nicht mehr, denn das Gefecht ist laut und hektisch. Ich bleibe ständig in Bewegung, um ihren RPGs, den LAVs und Abrams auszuweichen, die von allen Seiten auf mich feuern. Plötzlich der Funkspruch: der amerikanische Commander hat mich zum HVT erklärt. In meine Aufregung mischt sich Freude. In mein Adrenalin mischt sich Endorphin. Welch ein Ritterschlag!

Ich überlebe danach nicht mehr lange und falle, nachdem ich im Alleingang 10 Gegner ausschalten konnte.




Nach knapp 200 Stunden Battlefield 4 und kurz vor Level 100 wurde ich das erste und bisher letzte Mal zum HVT erklärt. Das High Value Target ist ein Soldat, der als hochrangiges Ziel erklärt wurde und seine Position ist für kurze Zeit allen Soldaten auf dem Schlachtfeld offengelegt. Für die Erledigung des HVT gibt es einen Bonus. Erledige ich einen Soldaten, während ich HVT bin, bekomme ich einen Bonus. In diesem Moment und kurz danach aber vollkommen egal...
Ich hüpfe auf meiner Couch hin und her. Leider spiele ich an dem Abend alleine und kann meinen Triumph nur via Gruppenchat an meine üblichen Spielkameraden weiterleiten. Aber auch das fühlt sich großartig an. Endlich war ich gut in Battlefield! Und das auf einer PlayStation 4...

Als ich anfing hatte ich kaum Erfahrung in Ego-Shootern. Ob auf der Konsole oder dem PC – ich war ein Noob. Das erste Medal of Honor auf der PSone, Day Z auf dem PC, ein bisschen Destiny auf der PS4. All das war anders. Ganz anders.

Hubschrauber, Panzer, Boote, Geschütze, Raketenwerfer, Munitionskisten, Defibrillatoren, Pistolen, Sturmgewehren, Scharfschützengewehren, Messern und das mit bis zu 64 echten Mitspielern auf großen Karten mit zerberstenden Häusern und umfallenden Schornsteinen...ich war schlicht überfordert.

Doch trotz meiner erst einmal mieser Trefferquote – meine Kill/Death-Ratio lag anfangs bei 0,4 oder darunter – war ich gefesselt. Der Fokus auf Teamplay hilft auch schlechten Spielern Erfolgserlebnisse zu haben: man kann Kameraden heilen oder gar wiederbeleben, sie mit Munition versorgen, ihre Fahrzeuge reparieren, Flaggen einnehmen oder auch einfach Gegner spotten. Ohne auch nur einen einzigen Gegner zu töten, landete ich ab und zu oben in der Rangliste.

Ich spielte also weiter. Meistens mit zwei Freunden, manchmal auch alleine. Ich schaltete Waffen und Zubehör frei. Spielte neue Klassen. Fuhr Panzer. Das taktische Verständnis wurde besser – auch dank verschiedener Let's Plays, die ich mir nebenbei anschaue. Meine K/D kletterte, meine Vielseitigkeit stieg und irgendwann war es soweit...ich wurde HVT!

Ich spiele immer noch Battlefield. Fast täglich, selbst wenn es nur für eine halbe Stunde ist. Ich probiere neue Sachen aus: eine neue Waffengattung, Jets oder Helis fliegen oder eine der etlichen Aufträge erfüllen, um neue Waffen freizuschalten. Dabei fordert es mich nach wie vor. Mühsam bin ich mittlerweile auf eine K/D von 0,9 geklettert und es gibt Tage, an denen läuft wieder einfach gar nichts. Aber der Ehrgeiz ist da, die Freunde spielen mit und trotz dem bald erscheinenden Battlefront wird sich daran vermutlich nicht viel ändern.

Und ich will noch einmal HVT werden.

1 Kommentar:

  1. Meine letzten Battlefield-Erlebnisse waren Teil 1 und 2 auf dem PC. Per Lan mit Freunden in einer WG. Insofern kan ich Deine Begeisterung nur zu gut nachvollziehen. Lad mich mal bei Gelegenheit zum zuschauen per Twitch oder so ein.

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