Mittwoch, 28. Oktober 2015

Witcher 3 - Wild Hunt

Als J.R.R. Tolkien einmal nach seinen Beweggründen zum Schreiben des Herrn der Ringe befragt wurde antwortete er, er habe den Wunsch verspürt einmal eine wirklich lange Geschichte zu erzählen. Bis ich so weit bin ähnliches zu erreichen, nutze ich bis dahin oft und gern die Möglichkeit wirklich lange Geschichten zu erleben. Und wenig eignet sich dafür so gut wie ein Rollenspiel. 
Eines dieser riesigen Monster das auf die Couch fesselt und frühestens nach 40 Stunden vorbei ist. Als ich zum ersten Mal mit einer solch langen Erzählung konfrontiert wurde, es handelte sich um Final Fantasy 7, sah ich den Abspann nach 60 Stunden. Jahre später, diesmal bei Dragon Age 3 - Inqusition, war ich nach knapp 70 Stunden am Ende. 
Und landete irgendwann fast zwangsläufig bei der Mutter aller großen, langen, vollgestopften, unfassbar detailerten Fantasywelten: Witcher 3 - Wild Hunt.

Das Spiel war von Beginn an fesselnd. Und im direkten Vergleich zu Dragon Age 3, das einen ähnlichen Ansatz beim Umsetzen der offenen Welt wählte, mit dem ich aber nie richtig warm geworden war, hatte der Hexer Neues zu bieten, war geradezu frisch und jung. Eines Tages dann, entdeckte ich das eine kleine, versteckte Menü in dem ich erschüttert folgendes sah.


Fünfzehn Tage. Das ergab, zu einem Zeitpunkt an dem ich gerade mal in der Hälfte des Spiels war, eine reine Spielzeit von 360 Stunden. Ich war baff. 

Um mit der erschreckenden Pointe gleich rauszurücken, ich war nach knapp 600 Stunden mit der Hauptstory fertig. Laut Hersteller wären knapp 200 Stunden wohl die Regel. 

Und was genau macht dieses Spiel nun so gut? Ich persönlich finde, das es zum Einen der wirklich erwachsene Ansatz ist der mich fesselt. Mag die Welt noch so bunt und schön sein, die behandelten Themen sind es nicht. Und ich habe lange kein Spiel mehr erlebt in dem so viel geflucht wurde.
Dazu kommt zum Anderen die wirklich perfekte Präsentation. Alle, bis auf einen einzigen Charakter (nerviger Zwerg mit schrecklicher Stimme in Novigrad) haben gute Sprecher. Und dann ist da noch die Spielwelt. Inspiriert von europäischen Märchen wird eine Welt lebendig die so gar nichts mit japanischen Rollenspielen gemein hat. Und für mich wesentlich authentischer wirkt. Die Monster und Wesen denen man begegnet wirken schlicht realistisch. Allein die bald auftauchenden Mumen haben mich mit offenem Mund dasitzen lassen, so begeistert waren ich vom Artdesign.
(Ab Minute 5.30 tauchen die reizenden "Damen" auf)


Und nun, nach der zehnfachen Spielzeit Final Fantasys 7, habe ich mir auch den ersten grösseren Story-DLC geholt, werde wieder Stunde um Stunde in der Welt Geralt von Rivas verweilen und sicher keine Sekunde bereuen. DAS ist mal ein Spiel.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Wie ich HVT wurde.


Ich sitze in meinem Panzer Type 99 MBT. Ich muss schon sieben oder acht amerikanische Soldaten erledigt haben. Vielleicht sogar einen ihrer Panzer. So genau weiss ich das nicht mehr, denn das Gefecht ist laut und hektisch. Ich bleibe ständig in Bewegung, um ihren RPGs, den LAVs und Abrams auszuweichen, die von allen Seiten auf mich feuern. Plötzlich der Funkspruch: der amerikanische Commander hat mich zum HVT erklärt. In meine Aufregung mischt sich Freude. In mein Adrenalin mischt sich Endorphin. Welch ein Ritterschlag!

Ich überlebe danach nicht mehr lange und falle, nachdem ich im Alleingang 10 Gegner ausschalten konnte.




Nach knapp 200 Stunden Battlefield 4 und kurz vor Level 100 wurde ich das erste und bisher letzte Mal zum HVT erklärt. Das High Value Target ist ein Soldat, der als hochrangiges Ziel erklärt wurde und seine Position ist für kurze Zeit allen Soldaten auf dem Schlachtfeld offengelegt. Für die Erledigung des HVT gibt es einen Bonus. Erledige ich einen Soldaten, während ich HVT bin, bekomme ich einen Bonus. In diesem Moment und kurz danach aber vollkommen egal...
Ich hüpfe auf meiner Couch hin und her. Leider spiele ich an dem Abend alleine und kann meinen Triumph nur via Gruppenchat an meine üblichen Spielkameraden weiterleiten. Aber auch das fühlt sich großartig an. Endlich war ich gut in Battlefield! Und das auf einer PlayStation 4...

Als ich anfing hatte ich kaum Erfahrung in Ego-Shootern. Ob auf der Konsole oder dem PC – ich war ein Noob. Das erste Medal of Honor auf der PSone, Day Z auf dem PC, ein bisschen Destiny auf der PS4. All das war anders. Ganz anders.

Hubschrauber, Panzer, Boote, Geschütze, Raketenwerfer, Munitionskisten, Defibrillatoren, Pistolen, Sturmgewehren, Scharfschützengewehren, Messern und das mit bis zu 64 echten Mitspielern auf großen Karten mit zerberstenden Häusern und umfallenden Schornsteinen...ich war schlicht überfordert.

Doch trotz meiner erst einmal mieser Trefferquote – meine Kill/Death-Ratio lag anfangs bei 0,4 oder darunter – war ich gefesselt. Der Fokus auf Teamplay hilft auch schlechten Spielern Erfolgserlebnisse zu haben: man kann Kameraden heilen oder gar wiederbeleben, sie mit Munition versorgen, ihre Fahrzeuge reparieren, Flaggen einnehmen oder auch einfach Gegner spotten. Ohne auch nur einen einzigen Gegner zu töten, landete ich ab und zu oben in der Rangliste.

Ich spielte also weiter. Meistens mit zwei Freunden, manchmal auch alleine. Ich schaltete Waffen und Zubehör frei. Spielte neue Klassen. Fuhr Panzer. Das taktische Verständnis wurde besser – auch dank verschiedener Let's Plays, die ich mir nebenbei anschaue. Meine K/D kletterte, meine Vielseitigkeit stieg und irgendwann war es soweit...ich wurde HVT!

Ich spiele immer noch Battlefield. Fast täglich, selbst wenn es nur für eine halbe Stunde ist. Ich probiere neue Sachen aus: eine neue Waffengattung, Jets oder Helis fliegen oder eine der etlichen Aufträge erfüllen, um neue Waffen freizuschalten. Dabei fordert es mich nach wie vor. Mühsam bin ich mittlerweile auf eine K/D von 0,9 geklettert und es gibt Tage, an denen läuft wieder einfach gar nichts. Aber der Ehrgeiz ist da, die Freunde spielen mit und trotz dem bald erscheinenden Battlefront wird sich daran vermutlich nicht viel ändern.

Und ich will noch einmal HVT werden.