Montag, 15. August 2016

No Man´s Sky - Kritik - Von der Schwierigkeit ein Spiel zu hassen.

No Man´s Sky polarisiert.
Und zwar richtig. Was zu erwarten war, bei einer Mischung aus Minecraft, Journey, diversen Walking-Simulatoren und Elite.

Der aktuelle Metacritic.com-Score beträgt 4,9 von 10 Punkten.
Knapp 1600 positiven stehen 1800 negative Userreviews gegenüber.

Und doch liebe ich das Spiel. Und weiss gar nicht so richtig warum. Nicht mehr. War es Anfangs der Reiz alles und jeden Winkel zu erkunden, (Ich gehöre zu den Spielern die erst das Startsystem bis zum letzten Mond erforschten.) bemerkte ich spätestens mit dem Erreichen der dritten Sonne das das alles nur Varianten des Gleichen waren. Tiere, Pflanzen, ja selbst Steinformationen hatte ich in der Art schon vorher gesehen, was teils so weit führte, das mir nach dem Scan eines Baums oder so mitgeteilt wurde ich hätte diese Pflanze schon einmal entdeckt.
Ah. Ok. Muss dann in einem anderen System gewesen sein.

Die Planeten die ich zuerst betrat waren durchgehend unangenehm und feindlich. Das wechselte von extremer Kälte (erster Planet, es war furchtbar an die nötigen Materialien zu kommen und das Schiff zu reparieren. Furchtbar! Ständig musste ich Höhlen ausuchen um nicht zu erfrieren.) zu Radioaktivität und dann zu ständiger Hitze. Erst ab dem zweiten System waren da plötzlich schöne Orte zu entdecken, aber auch hier wiederholte sich alles nach einer Weile.

Die Grafik ist schön bis atemberaund. Aber es gibt "popups" bzw "fade ins" ohne Ende. Es kann durchaus passieren, das man sich im Orbit dreht und plötzlich schwebt ein riesiger Asteroid vor dem Cockpit. Oder man fliegt mit seinem Schiff über die Oberfläche eines Planeten und, während sich die Landschaft unter einem buchstäblich "kriselnd" aufbaut, im Hintergrund eine interessante Felsformation entdeckt die leider spätestens kurz vor Ankunft vollkommen anders ausieht.

Das Gameplay wiederholt sich sehr. Planet scannen und erforschen. Material sammeln um ein besseres Schiff oder Ausrüstung auszubauen. Und so weiter und so fort. Oder benötigte Materialien durch Handel erwerben über Raumstationen (die stets sehr gleich aussehen) oder Posten auf den Planeten. Das Handelssystem selbst ist ein Witz, Einfluss der Verkäufe? Fehlanzeige. Aber das ist im Grunde egal, ich bin nicht zum Handeln in der Galaxis sondern zum entdecken. Dafür brauche ich Zeug. Und das Zeug bekomme ich durch Handel. Mehr ist da nicht, mehr brauche ich nicht.

Und ich spiele weiter. Lächle. Freue mich. Aber warum?
Sean Murray (einer der 15 Entwickler und Chef des Studios [die Information ist auf diesem Blog eigentlich unnötig, ich weiß, aber womöglich verirrt sich irgendwer mal hierher Freunde!]) meinte das das Spiel auch ein meditatives Erlebnis sein soll und da hat er Recht. Man "schnurpelt" halt so vor sich hin, farmt und crafted verlässt auf einem Mond eine Höhle um zum Raumschiff zurückzukehren und sieht dann das:


Und das passiert ständig. Das ich grinsend auf der Couch sitze und mich einfach freue. Weil alles mitunter so hübsch ist, das Artdesign offenbar genau mein Ding. Dem Spiel mangelt es zweifelsohne an Tiefgang, und alles ähnelt sich. Aber genau das lädt zur Meditation ein. 

Ausserdem ist es faszinierend mitzuerleben wohin das Spiel noch führen wird. DieUpdates von Minecraft haben  das Spiel immer besser gemacht, stellt sich die Frage was in No Man´s Sky noch alles passieren wird. Allen der Day-One-Patch hat vieles geändert und hinzugefügt. Und da kommt noch jede Menge mehr.

Gestern dann, ich dachte ich hätte das System durchschaut, entdeckte ich einen Post auf Reddit.
Es gäbe verschiedene Klassen von Sonnensystemen. Man startet in der gelben Klasse und es gibt (im Moment entdeckt) noch sechs weitere. Und jede Klasse die aufwändiger zu erreichen ist (Mit dem Standardhyperantrieb kommt man nur zu gelben Sternen.) erhöht bemerbar die Menge an Leben die man auf den angrenzenden Planeten vorfindet. Und diese Sonnenklassen sind alle ausserhalb des vorgegeben Weges in die Mitte der Galaxis, dem eigentlichen Ziel des Spiels. 
Also setzte ich mehrere Stunden daran einen besseren Antrieb zu bekommen. 
Und ich war erfolgreich. Erster Planet. Sonnenklasse K. Bitte schön:
     

Und da war noch jede Menge mehr. Und was werde ich erst sehen, wenn ich mich weiter vom Pfad entfernen werde?

Fazit:
Ich verstehe den ganzen Groll wirklich. Da ist so viel. Und dann ist nur das Erreichen des Mittelpunkts der Galaxis das Ziel. Man muss ein wenig Handel treiben damit der Weg bequemer wird. Und herumfliegen. Die gleichen Dinge tun. Immer und immer wieder. Es geht hier (im Gegensatz zu einem Jump & Run das ähnlich rudimentäre Mechanismen hat) aber nicht um Geschick. Sondern einzig um Geduld. 
Wie auf einer Wanderung oder beim Besuch einer Ausstellung geht es mir darum zu geniessen. 
Ein Argument ist, das sich alles doch so ähnelt und hier und dort nur Varianten desselben geboten werden. Stimmt. Aber da das Grundgerüst mein Gefallen gefunden hat ist mir das egal. 
Oder um es klarer zu sagen, "Brüste gehen immer", egal in welcher Variante, ich sehe sie gern.
Wie ich Herrn Köpcke gegenüber schon im Chat schrieb: "...es wird und wird nicht langweilig. Es wiederholt sich. Aber es macht trotzdem Spass. Wie Sex in den ersten sechs Monaten." Ich hoffe ich bin noch eine ganze Weile verliebt, und es sieht gut aus, habe ich doch gerade entdeckt das meine neue Freundin süße Grübchen hat.
Es ist verständlich ein Spiel wie dieses zu hassen, denn es hat Träume geweckt. 
Meine hat es erfüllt, die von anderen Spielern nicht. 
Es ist ein Glücksspiel, dieses Projizieren von Erwartungen.
Dieses Mal habe ich gewonnen.



Captain America - Civil War - Kritik

Zu allererst, der Film ist sehr unterhaltsam, macht Spaß und löst als einer ersten Marvel Cinematic Universe-Filme (MCU) die doch langsam recht flach und ermüdend gewordene Marvel-Formel auf. Das hatte zuvor auch schon Captain America - Winter Soldier getan, aber diesmal ist wirklich alles anders. Und doch vertraut. Im mittlerweile tatsächlich 13. und längsten MCU-Film (knapp zwei und eine halbe Stunde) kennt man jede Figur, ihre Motivation und Hintergründe.

Neu eingeführte Helden wie Spider-Man passen hervorragend ins Universum ohne aufgesetzt zu wirken. Was ich persönlich dieser Storyline am meisten zugute halte: Das Fehlen einer Origin-Story. Spider-Man ist da, wir kennen ihn, und gut ist.
(Etwas das beispielsweise in Batman vs. Superman wirklich störte. Batmans Ursprung hat mich null interessiert, ich kante ihn ja. Eltern tot, Höhle, Flerdermäuse. Und genau das wurde wieder gezeigt. Aber anderer Film, andere Kritik, am Ende dieses Textes werde ich noch kurz beide Filme vergleichen.)

Zuerst war es verwirrend für mich das der Film doch recht langsam in Fahrt kam, dann ergab das aber plötzlich Sin, nur so waren die Motivationen für die Prügeleien unter den Helden nachvollziehbar. Was allerdings auch klar wurde, der Film ist die Summe seiner Teile. Tolle einzelne Szenen, aber so richtig rund war es nicht. Zumal man jegliche Reiselogik mittlerweile noch nicht mal mehr erklärt, wenn mal kurz von Berlin nach New York, dann nach Leipzig und von dort mit einem Abstecher in den Atlantik nach Sibierien weitergeflogen wird. Okay. Die Welt ist kleiner geworden, aber so klein?
Und kann jemand erklären was deutsche Polizisten in Bukarest machen? Solche Kleinigkeiten nerven interessanterweise deswegen so, weil der Rest dann wieder liebevoll und akurat wiedergegeben wird. Ein Konferenzraum in Deutschland ist korrekt beschriftet, die Kennzeichen der Autos stimmen, alles wirkt vertraut. Wobei sich beim Anblick meiner Heimatstadt im Film der Eindruck nicht abschütteln lies das es hier nur um Filmförderungsmillionen ging. Den Teil den man sah (bis auf die Siegesäule von oben) gibt es schlicht nicht. Alles wurde mit Matte-Paintings überkleistert und ergibt im tatsächlichen Kontext null Sinn.

Aber: Der Film war unterhaltsam, ironisch und originell. Und, im Gegensatz zu anderen Comicverfilmungen ("Martha"!) nie peinlich. Klare Empfehlung.